MS365 | ENTRA ID – Bedingter Zugriff

In der heutigen digitalen Landschaft, in der Cloud-Dienste eine zentrale Rolle spielen, ist die Sicherheit für Organisationen von höchster Bedeutung. Die zunehmende Komplexität und Häufigkeit von Cyberbedrohungen erfordert robuste Maßnahmen zum Schutz sensibler Daten und Ressourcen. Eine der effektivsten Sicherheitsfunktionen, die Microsoft in diesem Kontext anbietet, ist der bedingte Zugriff (Conditional Access) innerhalb von Microsoft Entra ID. Diese Funktion bildet das Herzstück einer jeden Zero-Trust-Strategie und ermöglicht es Unternehmen, den Zugriff auf ihre Ressourcen basierend auf spezifischen Bedingungen präzise zu steuern.

Was ist bedingter Zugriff?

Der bedingte Zugriff ist eine Richtlinien-Engine in Microsoft Entra ID, die Signale auswertet, um Entscheidungen über den Zugriff auf Anwendungen und Daten zu treffen und Organisationsrichtlinien durchzusetzen. Er fungiert als Gatekeeper, der bestimmt, wer unter welchen Bedingungen auf welche Ressourcen zugreifen darf. Zu den bewerteten Signalen gehören unter anderem Benutzer- oder Gruppenmitgliedschaften, IP-Standorte, Gerätestatus, Anwendungen, Echtzeiterkennungen und berechnete Risiken.

Wie funktioniert der bedingte Zugriff?

Der bedingte Zugriff basiert auf der Analyse von Signalen, die Informationen über Benutzer, Geräte, Anwendungen, Netzwerke und Risiken enthalten. Diese Signale werden in Echtzeit gesammelt und bewertet, um fundierte Zugriffsentscheidungen zu treffen. Beispielsweise kann eine Richtlinie so konfiguriert werden, dass der Zugriff nur von verwalteten Geräten oder bestimmten geografischen Standorten aus erlaubt ist. Zudem können zusätzliche Anforderungen wie die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) erzwungen werden, um die Sicherheit weiter zu erhöhen.

Grundlage der Zero-Trust-Strategie

In einer Zero-Trust-Architektur wird grundsätzlich keinem Benutzer oder Gerät vertraut, unabhängig davon, ob sie sich innerhalb oder außerhalb des Unternehmensnetzwerks befinden. Jeder Zugriff wird überprüft, und es werden stets die geringsten erforderlichen Berechtigungen gewährt. Der bedingte Zugriff spielt hierbei eine zentrale Rolle, da er es ermöglicht, den Zugriff auf Ressourcen basierend auf vertrauenswürdigen Signalen und definierten Richtlinien zu steuern. Dies minimiert potenzielle Risiken und stellt sicher, dass nur autorisierte Benutzer unter den richtigen Bedingungen auf Unternehmensressourcen zugreifen können.

Testen und Überwachen

Um die Effektivität der implementierten Richtlinien für den bedingten Zugriff sicherzustellen, bietet Microsoft Entra ID verschiedene Werkzeuge:

  • What-If-Tool: Dieses Tool ermöglicht es Administratoren, verschiedene Szenarien zu simulieren und zu überprüfen, wie die aktuellen Richtlinien angewendet würden. Durch die Eingabe spezifischer Parameter wie Benutzername, Anwendung oder Standort kann das erwartete Ergebnis angezeigt werden, was bei der Feinabstimmung der Richtlinien hilft.
  • Anmeldeprotokolle: Diese Protokolle enthalten detaillierte Informationen über alle Anmeldeversuche und deren Ergebnisse. Administratoren können nachvollziehen, welche Richtlinien angewendet wurden und warum ein Zugriff gewährt oder verweigert wurde. Dies unterstützt bei der Identifizierung potenzieller Schwachstellen und der kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheitsstrategie.

Mögliche Umgehungsmethoden

Trotz der Stärke des bedingten Zugriffs gibt es potenzielle Schwachstellen, die Angreifer auszunutzen versuchen könnten:

  • Legacy-Authentifizierung: Ältere Authentifizierungsprotokolle unterstützen oft keine modernen Sicherheitsmechanismen wie den bedingten Zugriff oder MFA. Angreifer könnten diese veralteten Protokolle nutzen, um Sicherheitsrichtlinien zu umgehen. Es wird daher empfohlen, die Legacy-Authentifizierung zu deaktivieren oder ihren Einsatz strikt zu kontrollieren.
  • Benannte Standorte: Das Markieren bestimmter Standorte als vertrauenswürdig kann die Benutzerfreundlichkeit erhöhen. Allerdings besteht das Risiko, dass Angreifer versuchen, diese Standorte zu imitieren. Daher sollten Zugriffe von benannten Standorten regelmäßig überwacht und bei verdächtigen Aktivitäten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
  • Gerätekonformität: Der bedingte Zugriff kann so konfiguriert werden, dass nur konforme Geräte Zugriff erhalten. Es ist essenziell, klare Richtlinien für die Gerätekonformität zu definieren und sicherzustellen, dass alle Geräte regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, um Sicherheitslücken zu vermeiden.

Bedingte Zugriffsrichtlinie erstellen

Um eine bedingte Zugriffsrichtlinie zu erstellen, melden Sie sich zunächst im Azure-Portal an. Navigieren Sie zu Entra ID > Schutz > Bedingter Zugriff > Richtlinien (1).

Hier sehen Sie eine Übersicht über alle vorhandenen Richtlinien sowie deren aktuellen Status. Diese Übersicht gibt Ihnen Einblick in bestehende Richtlinien und deren Wirksamkeit.

Sobald Sie sich auf der Seite „Richtlinien“ befinden, haben Sie zwei Optionen: Sie können entweder eine neue Richtlinie erstellen oder eine vorhandene Vorlage verwenden (2). Um eine neue Richtlinie zu erstellen, klicken Sie auf die Schaltfläche Neue Richtlinie (2). Wenn Sie lieber eine Vorlage nutzen möchten, wählen Sie eine aus den angebotenen Vorlagen aus. Microsoft bietet eine Vielzahl von Vorlagen an, die sich an gängigen Szenarien orientieren und Ihnen den Einstieg erleichtern.

Die Zustände von Richtlinien (3) – aktiviert, deaktiviert oder „Nur melden“ – geben Ihnen die Flexibilität, Ihre Richtlinien schrittweise einzuführen. Der Modus „Nur melden“ ist besonders nützlich, da er es ermöglicht, Richtlinien zu testen, ohne Benutzer zu beeinträchtigen. Wenn eine Richtlinie in diesem Modus erstellt wird, protokolliert das System die Auswirkungen, ohne die Richtlinie aktiv anzuwenden. Dies hilft Ihnen, Fehler zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Richtlinie wie gewünscht funktioniert.

Benutzer und Gruppen definieren

Ein entscheidender Schritt bei der Erstellung einer bedingten Zugriffsrichtlinie ist die Auswahl der betroffenen Benutzer oder Gruppen. Dies bietet Ihnen die Flexibilität, Sicherheitsrichtlinien gezielt auf bestimmte Teile Ihrer Organisation anzuwenden.

  • Benutzer einschließen: Dies bedeutet, dass die Richtlinie auf spezifische Benutzer oder Gruppen angewendet wird. Beispielsweise können Sie eine Richtlinie für alle Mitglieder der IT-Abteilung definieren.
  • Benutzer ausschließen: Wenn es bestimmte Benutzer oder Gruppen gibt, die von der Richtlinie ausgenommen werden sollen, können Sie diese explizit ausschließen. Dies ist besonders nützlich, um beispielsweise Gastbenutzer oder Administratoren von bestimmten Einschränkungen auszunehmen.

Anwendungen festlegen

Nach der Benutzerkonfiguration sollten Sie festlegen, auf welche Anwendungen oder Dienste die Richtlinie angewendet wird. Hier bietet Microsoft die Möglichkeit, Anwendungen sowohl einzuschließen als auch auszuschließen.

  • Anwendungen einschließen: Sie können die Richtlinie auf spezifische Anwendungen wie Exchange Online, Microsoft Teams oder SharePoint anwenden. Dies ermöglicht eine gezielte Absicherung Ihrer kritischen Anwendungen.
  • Anwendungen ausschließen: Wenn Sie möchten, dass bestimmte Anwendungen von der Richtlinie ausgenommen werden, können Sie diese explizit ausschließen. Dies kann sinnvoll sein, um die Benutzerfreundlichkeit für nicht-kritische Anwendungen zu erhöhen.

Die gezielte Anwendung von Richtlinien auf spezifische Anwendungen bietet Ihnen die Flexibilität, Ihre Sicherheitsstrategie den individuellen Anforderungen Ihrer Organisation anzupassen.

Bedingungen definieren

Der Abschnitt „Bedingungen“ ist ein Schlüsselbereich bei der Erstellung einer bedingten Zugriffsrichtlinie. Hier können Sie zusätzliche Kriterien festlegen, um die Anwendung der Richtlinie weiter zu präzisieren.

  1. Geräteplattformen: Diese Einstellung erlaubt es Ihnen, die Richtlinie auf bestimmte Betriebssysteme wie Windows, macOS, iOS oder Android zu beschränken. Dies ist besonders hilfreich, wenn Sie unterschiedliche Sicherheitsstandards für verschiedene Plattformen festlegen möchten.
  2. Standorte: Sie können die Anwendung der Richtlinie auf bestimmte geografische Standorte oder IP-Bereiche beschränken. Dies ist nützlich, um den Zugriff von unsicheren Netzwerken oder Regionen mit hohem Sicherheitsrisiko zu unterbinden.
  3. Client-Apps: Diese Option ermöglicht es, die Richtlinie nur auf bestimmte Software-Anwendungen anzuwenden, mit denen Benutzer auf Ihre Cloud-Dienste zugreifen.
  4. Gerätestatus: Mit dieser Einstellung können Sie festlegen, dass nur konforme oder verwaltete Geräte Zugriff erhalten. Dies stellt sicher, dass nur sichere Geräte auf Ihre Ressourcen zugreifen.

Zugriffssteuerung

Nach der Definition der Bedingungen müssen Sie festlegen, welche Aktionen die Richtlinie auslösen soll:

  • Zugriff gewähren: Hier können Sie zusätzliche Anforderungen wie MFA (Multi-Factor Authentication) oder die Verwendung genehmigter Client-Apps erzwingen.
  • Zugriff verweigern: Sie können den Zugriff auf Ressourcen komplett sperren, wenn die festgelegten Bedingungen nicht erfüllt sind.

Sitzungskonfiguration

Der Abschnitt „Sitzung“ bietet weitere Kontrollmöglichkeiten für Benutzerinteraktionen mit Ihren Cloud-Ressourcen:

  1. Von der App erzwungene Einschränkungen verwenden: Diese Option nutzt Sicherheitsrichtlinien, die von der Cloud-Anwendung selbst definiert werden.
  2. App-Steuerung für bedingten Zugriff verwenden: Damit können Sie spezifische Richtlinien wie das Blockieren von Downloads sensibler Daten durchsetzen.
  3. Anmeldehäufigkeit: Hier legen Sie fest, wie oft Benutzer ihre Anmeldeinformationen erneut eingeben müssen, um die Balance zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit zu wahren.
  4. Beständige Browser-Sitzung: Diese Einstellung kontrolliert, ob Benutzer ihre Browser-Sitzungen zwischen Anmeldungen beibehalten können.

Fazit

Der bedingte Zugriff in Microsoft Entra ID ist ein mächtiges Werkzeug, um den Zugriff auf Unternehmensressourcen basierend auf definierten Bedingungen zu steuern. Durch die Kombination von Zero-Trust-Prinzipien mit leistungsstarken Analysetools und flexiblen Richtlinieneinstellungen können Organisationen ihre Sicherheitsstrategien effektiv umsetzen.

Mit einer gut durchdachten Implementierung schaffen Sie eine Balance zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit, die den Anforderungen moderner Unternehmen gerecht wird.

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