Visual Studio Code wird in Vier-Wochen-Sprints weiterentwickelt und setzt damit Maßstäbe in der Welt moderner Code-Editoren. Kaum ein anderes Werkzeug kombiniert ein derart hohes Innovationstempo mit kontinuierlicher Stabilität.
Das Entwicklerteam verfolgt das Ziel, die Benutzeroberfläche noch intuitiver und zugänglicher zu gestalten. Neue Funktionen werden nicht nur geplant und umgesetzt, sondern im engen Dialog mit der Community evaluiert. Dank der nahtlosen Integration zahlreicher Tools und Erweiterungen wird der Arbeitsalltag von Entwicklerinnen und Entwicklern spürbar erleichtert.

Ein besonderer Erfolgsfaktor ist die aktive Community, die kontinuierlich Feedback liefert und maßgeblich zur Weiterentwicklung beiträgt. Regelmäßige Updates sorgen dafür, dass VS Code stets modern bleibt und sich flexibel an die Bedürfnisse seiner Nutzerinnen und Nutzer anpasst.
Zum heutigen Stichtag ist Version 1.99 als aktuelle Stable-Version verfügbar. Parallel dazu gibt die Insiders-Preview 1.100 bereits einen Ausblick auf kommende Neuerungen.
Dieser Artikel beleuchtet den aktuellen Stand, fasst die wichtigsten Neuerungen zusammen und wirft einen Blick auf die künftige Entwicklung von Visual Studio Code bis Ende 2025.
Wo stehen wir heute? – Stable 1.99
Agent‑Mode (Public Preview in Stable)
Der vielleicht größte Schritt in Richtung KI‑First‑IDE ist der Agent‑Mode. Hinter dem nüchternen Namen verbirgt sich ein orchestrierter Task‑Runner, der Copilot, Terminal, Dateisuche und die neue Fetch‑API zu einer Art persönlichen Dev‑Assistenten verknüpft. In 1.99 lässt er sich über "chat.agent.enabled": true aktivieren. Noch sind nur drei vordefinierte Werkzeuge verfügbar (Ask, Edit, Run Command), aber die Roadmap kündigt bereits einen Tool Marketplace für Q4 2025 an.
Der Agent-Modus unterstützt zudem nun das Model Context Protocol (MCP), das die Integration spezialisierter Tools in den Agent-Workflow ermöglicht. Dies erweitert die Anpassungsfähigkeit und Funktionalität des Agent-Modus erheblich
Tool Marketplace – Agent‑Mode zum Nachrüsten
Schon heute können Entwickler eigene Agent‑Tools per settings.json verdrahten, doch für Q4 / 2025 kündigt Microsoft einen dedizierten Tool Marketplace an. Dort veröffentlichen Extension‑Maintainer kleine, strikt gekapselte Agent‑Module – von „Run Playwright Tests“ über „Generate Changelog“ bis hin zu „Query Prometheus“. Endanwender wählen dann in der Chat‑UI aus, welche Werkzeuge ihr Agent verwenden darf. Jedes Tool läuft in einer Sandbox, muss die Trusted‑Publisher‑Richtlinien erfüllen und wird mit Signaturen abgesichert. Damit entsteht ein plattformunabhängiger Automation‑Hub direkt im Editor und Unternehmen können eigene, interne Tools neben Public‑Marketplace‑Paketen bereitstellen.
Agent-Mode? Der Agent-Mode ist ein neuer KI-gestützter Assistent in VS Code, der verschiedene Tools miteinander verbindet – wie etwa:
- Copilot (für KI-basierte Codevorschläge)
- Terminal (für direkte Shell-Befehle)
- Fetch-API (zum Abrufen externer Daten)
- Dateisuche (für Navigation und Kontext)
Mit einfachen Chat-Befehlen automatisieren Entwickler:innen komplexe Aufgaben. Der Agent-Mode lässt sich per
.jsonoder künftig über einen Tool-Marketplace mit eigenen oder Community-Modulen erweitern. Alle Tools laufen in einer Sandbox, sind signiert und erfüllen die Trusted Publisher Policy.
Next Edit Suggestions GA
Was im Januar mit 1.97 als Preview startete, ist in 1.99 produktionsreif: Next Edit Suggestions erkennt Muster in bestehenden Commits, Code‑Style‑Guides oder Unit‑Tests und schlägt nicht den nächsten Token, sondern den nächsten Refactoring‑Schritt vor. Die Annahme‑Schwelle wurde gegenüber 1.98 gesenkt, sodass Vorschläge im Regelfall nach 500 ms auftauchen – ein guter Kompromiss aus Geschwindigkeit und Ablenkungsarmut.
Security‑Patch‑Trio 1.99.1–1.99.3
Zwischen Ende März und Mitte April wurden drei Servicing‑Releases ausgeliefert. Sie beheben u. a. eine RCE‑Schwachstelle im Electron‑IPC sowie einen Regression‑Bug, durch den Workspace‑Trust‑Settings ignoriert werden konnten. Wer Autoupdate deaktiviert hat, sollte spätestens jetzt aktualisieren.
Aktuelle Stable‑Version 1.99 (März 2025)
| Schwerpunkt | Kurzbeschreibung |
|---|---|
| Agent Mode | Erstmals in VS Code Stable aktivierbar ("chat.agent.enabled"). Erlaubt das autonome Kombinieren von Tools wie Fetch, Usages oder Terminal‑Befehlen in Copilot‑gestützten Chats. Visual Studio CodeStack Overflow |
| Next Edit Suggestions GA | KI‑gestützte In‑Editor‑Quickfixes zur Inkonsistenz‑Behebung. Visual Studio Code |
| Unified Chat View | Ask / Edit / Agent in einem Fenster, Sessions werden in der Chat‑Historie persistiert. Visual Studio Code |
| Bring Your Own Key (BYOK) | Eigene API‑Keys für Azure OpenAI, Anthropic, Gemini u. a. lassen sich in Chat integrieren. Visual Studio Code |
| Notebook‑Verbesserungen | Notebooks unterstützen nun Edit‑ und Agent‑Mode; vereinfachtes Erstellen & Refaktorieren. Visual Studio Code |
| Sicherheits‑Updates 1.99.1–1.99.3 | Drei Servicing‑Releases beseitigen u. a. Schwachstellen im Electron‑Stack. Visual Studio Code |

Ein Blick ins Labor – Insiders 1.100 (April‑Preview)
Die erste 1.100‑Preview ist seit 9. April im Insiders‑Kanal verfügbar. Die Versionsnummer markiert dabei eher einen Meilenstein im Git‑Flow als ein Major‑Upgrade; inhaltlich geht es um Feinschliff.
- Konsolidiertes Agent Onboarding: Ein First‑Run‑Wizard klärt Berechtigungen, holt Telemetrie‑Einwilligungen ein und schlägt Default‑Tools vor.
- Type‑Ahead‑Performance: Das Team experimentiert mit einem progressive parsing‑Ansatz, der große JSON‑ oder Markdown‑Dateien stückweise analysiert. Erste Benchmarks zeigen – je nach Hardware – bis zu 25 % geringere Latenz bei Code Assist.
- Workspace‑Telemetry Settings: Telemetrie kann nun projekt‑spezifisch deaktiviert werden, ohne globale Settings zu überschreiben. Ein echter Gewinn für OSS‑Repos.
Mit jedem Nightly‑Build landen weitere Fixes im Insiders‑Channel. Wer testen möchte, kann Insiders parallel installieren oder den Update‑Channel auf „insiders“ umstellen.
2025 & die großen Baustellen
| Thema | Q2 2025 | Q3 2025 | Q4 2025 |
|---|---|---|---|
| AI‑Agent‑Ecosystem | Public Marketplace (Beta) | GA + Custom Tool SDK | |
| Remote Workbench | Unified UI (Beta) | Self‑Hosted VS Code Server mit Plugin‑Auth | GA |
| Extension Sandboxing | WASM‑Host α | WASM‑Host β + Verified AI Badges | Default für neue Extensions |
| Performance | Electron 34 → 35 | Shrinking VS Code Phase 2 | Lazy Bundle‑Loading |
| Supply‑Chain‑Security | Marketplace Sigstore‑Signierung | Blocklisting ‑ Crypto‑Miner Watchdog | Trusted‑Publisher Policy GA |
Wichtig: Die Roadmap ist kein Garantieschein – Dennoch bietet sie einen verlässlichen Rahmen für Prioritäten.
Was bedeutet das für deinen Workflow?
KI als stetiger Co‑Pilot, nicht als Ersatz
Mit Agent‑Mode und Next Edit Suggestions verlagert sich VS Code in Richtung Assistive IDE. Die KI schreibt nicht mehr bloß Code, sondern orchestriert Workflows. Dennoch bleibt fachliches Domänen‑Wissen zentral: Wer den Agenten sinnvoll nutzen will, muss seine Tool‑Chain verstehen, um Request Limits, Token‑Budgets oder Privacy‑Policies korrekt zu justieren.
Remote = Default
Schon heute entwickelt ein Großteil der Teams in Containern oder via SSH. Die kommende Remote Workbench verschmilzt diese Szenarien zu einem UI, das Deployments in Minikube, dev‑containers und Codespaces identisch behandelt. Vorbereitung heißt: Container‑Images hartzen (Minimale Base‑Images, sbom‑Scans), SSH‑Keys rotieren und Auth‑Flows testen.
Sicherheit rückt näher an den Editor
Zwischen bösartigen VS Code‑Extensions mit Crypto‑Miner‑Payload und Supply‑Chain‑Angriffen via npm‑Abhängigkeiten verschwimmt die Grenze von Editor und Security‑Tool. Das Trusted‑Publisher‑Feature plus Sigstore‑Signaturen stärkt das Vertrauen, setzt aber ein bewusstes Extension‑Hygiene‑Management voraus.
Best Practices
- Stable updaten:
winget upgrade --id Microsoft.VisualStudioCode
oder Auto‑Update abwarten. - Insiders testen:
{ "update.channel": "insiders", "chat.agent.enabled": true } - Telemetry prüfen: Workspace‑Einstellungen auf Projekt‑Policies abstimmen.
- Extension Review: Nicht gepflegte Pakete entfernen, Trusted‑Publisher‑Einträge auditieren.
- Remote‑Container vorbereiten: Images schlank halten (< 1 GB) und Schlüsselrotation automatisieren.
Evolution statt Revolution
Der Release‑Zyklus von VS Code mag auf den ersten Blick wie ein Feature‑Feuerwerk wirken, doch im Kern handelt es sich um eine kontinuierliche Evolution. 1.99 bringt Agent‑Mode und Next Edit Suggestions in den produktiven Alltag, während 1.100 bereits am Horizont aufblinkt. Wer heute updatet, investiert in ein solides Fundament für die KI‑gestützte, hochgradig portable Entwicklungsumgebung von morgen.
Kurzum:VS Code ist mehr denn je ein flexibles Dev‑Hub, das klassische IDE‑Grenzen sprengt – und die Roadmap zeigt, dass dieser Kurs noch lange nicht zu Ende ist.
weitere Links
| VS Code Release Notes | 1.99 & 1.100 | code.visualstudio.com/updates |
| GitHub Repository | VS Code Quellcode & Issues | github.com/microsoft/vscode |
| Roadmap 2025 | Zukünftige VS Code Features | github.com/microsoft/vscode-roadmap |
| Copilot / Agent Mode | Infos zu Chat, Agent Tools & APIs | github.com/microsoft/vscode-copilot |


